Korbinians-Kolleg/Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest
„Deutschlands Wirtschaft am Scheideweg“: Clemens Fuest skizziert beim Korbinians Kolleg im Spa & Resort Bachmair Weissach Wege aus der Krise
Deutschland steht wirtschaftlich vor großen Herausforderungen, aber es gibt Wege aus der Krise – das war die zentrale Botschaft von Prof. Dr. Dr. Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, bei seinem Vortrag vor über 300 Gästen im Spa & Resort Bachmair Weissach. Beim Korbinians Kolleg analysierte der führende Ökonom mit schonungsloser Präzision, wie die deutsche Wirtschaft wieder auf Kurs gebracht werden kann. Seine Diagnose: Stagnation statt Wachstum, rückläufige Investitionen und eine alternde Gesellschaft, die den Arbeitsmarkt zunehmend belastet. „Wir stecken fest, während andere Länder in Europa wachsen“, stellte Fuest fest und machte klar, dass staatliche Förderungen die Probleme nur kaschieren. Besonders alarmierend: Trotz steigender Erwerbstätigenzahlen sinken die Arbeitsstunden, weil viele in Teilzeit arbeiten. Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit hat sich in Deutschland grundlegend verschoben. Für Fuest ist klar: „Es muss sich wieder lohnen, zu arbeiten.“
Auch bei den Unternehmensinvestitionen sieht der einflussreichste Ökonom Deutschlands dringenden Handlungsbedarf. Produktionsstätten würden ins Ausland verlagert, während Deutschland sich vor allem auf mittlere Technologien wie Maschinenbau und Automobilindustrie konzentriert. Wachstumschancen sieht er in der stärkeren Nutzung von Technologien – nicht nur in ihrer Entwicklung. Dennoch bleibt er realistisch: „Deutschland verändert sich vom Produktionsland hin zur Forschung und Entwicklung, aber wir sind noch weit davon entfernt, Europa zu einem der produktivsten, wissensbasierten Wirtschaftsräume zu machen.“
Um der wirtschaftlichen Stagnation zu entkommen, präsentierte Fuest eine klare wirtschaftspolitische „Agenda 2030“, die er vor allem an die künftige Bundesregierung adressierte. Zunächst müsse vermieden werden, weiteren Schaden anzurichten – etwa durch Maßnahmen wie Vermögenssteuer oder Mietpreisdeckel, die Investitionen weiter ausbremsen könnten. Die Wehrhaftigkeit Deutschlands müsse gestärkt werden, von höheren Rüstungsausgaben über Cybersicherheit bis hin zum Schutz kritischer Infrastruktur. Gleichzeitig sei es entscheidend, Arbeitsanreize zu schaffen – durch eine Reform des Steuer- und Transfersystems, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gezielte Förderung der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Um den Standort Deutschland attraktiver zu machen, müssten Investitionen steuerlich entlastet und öffentliche Investitionen verstetigt werden, begleitet von einem konsequenten Bürokratieabbau und der Digitalisierung von Prozessen.
Auch in der Energie- und Klimapolitik fordert Fuest grundlegende Änderungen. Weniger kleinteilige Regulierungen, ein stärkerer Marktfokus in der Strommarktordnung und nicht zuletzt eine Rückkehr zur Kernenergie könnten entscheidende Impulse setzen. Zudem plädierte er für eine Innovationsoffensive und mehr Unterstützung für Start-ups, insbesondere in Zukunftsbranchen wie Biotech, Künstlicher Intelligenz und Luftfahrt. Eine weitere Priorität sei die Vertiefung des EU-Binnenmarkts und der Ausbau internationaler Freihandelsabkommen, um neue Wachstumsimpulse zu schaffen.
In der anschließenden Diskussion warnte Fuest davor, an überholten Strukturen festzuhalten: „Statt Altes zu bewahren, sollten wir Platz für Neues schaffen.“ Seine optimistische Botschaft: Deutschland hat die Chance, die richtigen Weichen zu stellen – wenn die Politik den Mut aufbringt, echte Reformen anzugehen. Mit seinem Weckruf zeigte der einflussreichste Ökonom Deutschlands nicht nur die Probleme auf, sondern machte auch Hoffnung, dass diese mit klaren Zielen und mutigen Entscheidungen zu lösen sind. „Ohne klare Zielvorstellungen und eine positive Vision wird der wirtschaftliche Wohlstand nicht zu sichern sein“, resümierte Fuest und appellierte an Politik und Gesellschaft, den Wandel nicht länger aufzuschieben.
Diese Zitate verdeutlichen Fuest’s schonungslosen, aber analytischen Blick auf die Herausforderungen und Chancen der deutschen Wirtschaft:
- „Der einstige Rückenwind verwandelt sich in Gegenwind.“
- „Wir haben unseren Sozialstaat so weit entwickelt, dass es sich nicht mehr lohnt zu arbeiten.“
- „Wir sehen hier den Strukturwandel. Deutschland verändert sich vom Produktionsland hin zur Forschung und Entwicklung.“
- „Wohlstand entsteht, wenn man Technologie einsetzt, nicht nur, wenn man sie entwickelt.“
- „Ohne Frieden können wir alles andere vergessen.“
Das Korbinians Kolleg im Spa & Resort Bachmair Weissach
fand am 13.11.2024 mit über 300 Gästen statt, darunter auch Referent und deutscher Ökonom, Politikberater und Professor VWL an der LMU Prof. Dr. Dr. Clemens FuestPräsident des ifo Instituts mit Frau Ana Maria Fuest, Kurator Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl, Veranstalter und Gastgeber Korbinian Kohler, Verleger Dr. Wolfram Weimer und seine Frau Christiane Götz-Weimer, Politikerin Dr. Beate Merck, Max Böltl CSU Landtagsabgeordneter München-Land-Nord, Daniel Artmann CSU Rosenheim, Künstlerin Suse Kohler, Katrin Sachse Bunte, Dr. Franz Georg Strauß mit seiner Frau Birgit, Georg Meck Focus, uvm.