Heldentum in der liberalen Demokratie - eine heikle Idee?

Vortrag am 15. November 2024

Immer wieder machen Kritiker und Feinde der liberalen Demokratie diese verächtlich, indem sie ihr Verweichlichung und Dekadenz attestieren. Westliche Gesellschaften seien nicht mehr bereit, Opfer zu bringen, sie hätten keinen Begriff von Nation, Ehre oder Heldenmut. Jenseits dieser politisch motivierten Verunglimpfungen finden sich akademische Beschreibungen „postheroischer Gesellschaften“, in denen Militär, Kriegsdienst und Kampfeswillen fragwürdig geworden sind und die Fortschrittserzählung stets friedlicher Konfliktbewältigung dominiert.

Nun ist die geopolitische Konstellation geprägt von Konflikten und Kriegen, in denen pazifistische, liberal-egalitäre und heroische, aggressiv-autoritäre Kräfte aufeinandertreffen. Müssen also liberaldemokratische Gesellschaften zurück zu einem Ideal von Kampfes- und Opferbereitschaft, um sich und ihre Werte zu verteidigen? Wie lässt sich so etwas wie „Reheroisierung“ denken? Der Vortrag geht diesen Fragen nach und stellt Überlegungen zur heiklen Idee eines neuen Heldentums an.

Prof. Dr. Astrid Séville ist Professorin für Politikwissenschaft, insbesondere für Politische Theorie an der Leuphana Universität Lüneburg. 2022/2023 war sie Vertretungsprofessorin für Politische Philosophie und Theorie an der Hochschule für Politik der TU München und hatte 2022 die Sir Peter Ustinov Gastprofessur der Stadt Wien an der Universität Wien inne. Sie war lange am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig und wurde dort 2016 promoviert. Zuvor studierte sie Politikwissenschaft, Romanistik und Historische Anthropologie in Freiburg und Paris.

 

Prof. Dr. Astrid Séville

Aufzeichnung vom Vortrag am 15. November 2024

Rückblick auf den Vortragsabend mit Prof. Dr. Astrid Séville

In diesem Vortrag wird das Spannungsfeld zwischen dem Konzept des Heldentums und der liberalen Demokratie, das in Zeiten politischer Unsicherheit und Kriege wieder aufgeworfen wird beleuchtet. Sie zeigt auf, dass in postheroischen Gesellschaften, in denen Gleichheit und kollektive Verantwortung hochgehalten werden, der Heroismus oft als gefährlich und unnötig betrachtet wird. Doch gerade in Krisenzeiten, wie dem Ukrainekrieg, stellt sich die Frage, ob die Gesellschaft nicht doch Helden braucht, um ihre Werte und ihre Demokratie zu verteidigen.